Die Buchmesse in Frankfurt ist zwar schon wieder ein bisschen her, aber ich habe sie noch in guter Erinnerung. So gut, dass ich mich an viele Bilder, die ich vorletzte Woche bei meinem Labor des Vertrauens abgeholt habe, schon gar nicht mehr erinnern kann (kleiner Scherz;).
110-Format
Messeturm Frankfurt, Doppelbelichtung
Bunter Herbst in Frankfurt.
Aber habt trotzdem Nachsicht mit mir, denn zur Buchmesse hatte ich nicht nur das Lomoherz eingepackt, sondern auch Stift und iPad, um Neugierigen und Kunden unseres Verlags Frage und Antwort zu stehen. Ja, ich hatte sogar ein paar Businessmeetings! 😉
Die 3 Tage vergingen wieder wie im Flug und nach der mittleren (schweren) Lomo-Katastrophe vom letzten Jahr habe ich dieses Mal jede Pause genutzt, um gewissenhaft durch die endlosen Gänge der über 7000 Aussteller zu brausen und ein bisschen Buchfieber einzufangen.
mare – Stand ♥ geschmackvoll wie immer
Die Reise zum Mond
Da waren wir wieder. Messeturm, Rolltreppe, erster Stock. Vorbei an den langen Schlangen, die bitte pünktlich um 9 hineingelassen werden möchten; kein Goodie-Bag, Freiexemplar oder billiger Kuli ist vor ihnen sicher, die leeren Koffer und Einkaufstaschen mit fahrbaren Untersätzen sind schon in Alarmbereitschaft gebracht – schnapp schnapp, auf und zu. Aber ich will hier wirklich nichts verallgemeinern 😉 Ich ging also ganz lässig an den Massen vorbei, erwartete fast, dass mich jemand der Vordrängelei bezichtigt und zückte meinen Ausweis (ich gebe zu, ich genoss diesen Moment ein klein wenig…und hoffte, dass nicht wieder irgend etwas lospiept und ich mich hinten anstellen musste). Ich passierte, drehte mich um und machte ein Foto von der wartenden Menge mit ihren erwartungsvollen Gesichtern. Wie immer wird dieses Foto viel zu verschwommen, weil es noch viel zu dunkel im Vorraum ist.
Lassen Sie mich Arzt, ich bin durch!
Besser vorbereitet hatte ich mich dieses Jahr trotzdem. Statt mit einem ISO 200 (duh!) lief ich dieses Mal mit 3 lichtempfindlicheren Iso 400 Filmen ausgestattet kreuz und quer über das wahrscheinlich 10 Hektar große Gelände. Die LC-A mit eingebautem Lichtmesser, die letztes Jahr wegen Krankheit leider ausfiel, war mein weapon of choice die Kamera meiner Wahl.
Und dann -oh yeah- rauf auf die Schnellschiene! Ich liebe sie! Mit diesen 7-Meilen Stiefeln erreichten wir im Nu Halle 3, die Metropole, das New York unter den Hallen! Hier versammeln sich alle größeren Belletristik-Verlage wie Fischer, Ullstein, dtv und die gefühlten 482 Verlage von Random House/Bertelsmann. Willkommen im Bücherhimmel.
das Ullstein-„Wohnzimmer“
„Ich geh jetzt mal Wein probieren!“ (auf der Buchmesse)
Von den „Großen“ sah ich dieses Jahr nicht ganz so viel, denn wir nahmen noch einmal die Rolltreppe nach oben. Überhaupt war das mit dem Buchfieber so eine Sache, denn um zu unserem Stand zu gelangen mussten wir uns erst einmal an zahlreichen Wein- und Verkostungsständen vorbeischlängeln. Haben die hier einen Teil der Buchmesse abgezwackt? War ich womöglich im falschen Gebäude, in der falschen Woche, war ich überhaupt in Frankfurt? In Hamburg wären meine Kollegin und ich schon einmal fast in den falschen Zug eingestiegen, ganz so abwegig wäre es also gar nicht gewesen. Tatsächlich fungierte unser Stand als „Tor“ zur Gourmetgallery. Wenn man genau hinsah, entdeckte man sogar das ein oder andere Kochbuch auf dem Weg zu fettig glänzenden Würstchen und Vino Frizzante aus echten Kristallgläsern, die einmal zur vollen Stunde poliert wurden. Der letzte Satz entspricht vielleicht mehr meiner Fantasie als den Tatsachen, aber nur 2 Stände weiter befand sich ungelogen ein Stand voller italienischer Köstlichkeiten:
Viel konnte ich nicht sehen, da die sympathischen Italiener ständig von einer Mauer schmatzender Besucher umgeben waren, aber es gab mindestens 5 verschiedene Pesto-Sorten un unglaublich leckeren uralten Käse … hm, „uralt“ ist mit Bezug auf Lebensmittel vielleicht nicht das richtige Wort, aber ihr wisst schon – diese in Würde gereiften – lange gereiften – Käsesorten mit Salzkristallen.
Wenn ihr auch gerade Hunger bekommen habt, dann schaut mal auf Fattoria La Vialla, dort gibt es allerlei traditionelle Leckereien auf einen Blick. Mein Tipp: Wenn ihr vom Angebot erstmal zu überwältigt seid, lohnt es sich auf jeden Fall, den Print-Katalog zu bestellen. Verpackung und Liebenswürdigkeit werden euch schon aus dem Briefkasten entgegenfallen.
„Ich bin auf der Buchmesse und gehe jetzt Wein probieren.“ Lesekostproben waren gestern.
Damit war es aber noch nicht getan. Jeden Morgen, eine halbe Stunde bevor die Messe gestürmt wurde, holten sich eine ganze Reihe (auserwählter?) Standdienstleistender ihr Frühstück direkt von der Kochinsel ab, auf der schon Tim Mälzer seine Künste mit lispelnder Zunge zum Besten gab. Es roch verdächtig nach frischem Rührei mit gehacktem Zwiebellauch und Tomaten. Gut, dass wir in unserer Privatunterkunft ausgiebig gefrühstückt hatten, sonst hätte ich mich wohl oder übel irgendwie dazwischen schmuggeln müssen.
Da! Feinschmecker vom Dienst (vor Feinschmecker-Dienstbeginn)
An einem anderen Tag – meine Kollegin und ich befanden uns gerade in einem Kundengespräch – durchdrang plötzlich ein gewaltiger Ton –eine Stimme?- die oberste Etage der Halle 3. Wo kam das her, wer war das? Gelockt von den vollmundigen Klängen pilgerten sämtliche Besucher in die Richtung aus der die Stimme kam. Und tatsächlich – die Gourmetgallery hatte sich in eine Jazzbar verwandelt! In der Mitte der Kochinsel stand eine junge Frau, vielleicht Anfang 30 (im Internet steht Anfang 40), schwang den Kochlöffel, kreiste ein paar Mal mit den Hüften und zog das wachsende Publikum mit einer Stimme in ihren Bann, die an Zigarrenrauch und goldene Diva-Zeiten erinnerte. Ich war so gefesselt, dass ich beinahe vergaß, ein Bild von der Szenerie zu machen. Kein schönes Bild, aber gerade noch rechtzeitig, denn anscheinend war sie tatsächlich hier, um etwas zu kochen. Und dann entdeckte ich auch die Plakate: Murielle Stadelmann – die singende Köchin. Ah ja.
Ich hatte noch kurz Zeit für ihre Begrüßung (sie hatte ihren Auftritt tatsächlich mit dem Lied begonnen, herrlich!). Danach stellte sie dem Publikum ihre ‚Küchenhilfe‘ vor und es war perfekt, denn dieser nette Herr war kein geringerer als ihr französischer Papa Pierre.
Papa Pierre und Murielle Stadelmann
Ihr Gesang blieb das „icing on the cake“ und drang noch ein paar mal an meine Ohren, obwohl ich schon längst wieder in Kundengespräche vertieft war. Diese Frau ist der Knaller.
Weitere erste Eindrücke:
Rückzug
Der erste Tag auf der Messe ging schnell vorbei und ich war heilfroh, dass sich unsere Unterkunft buchstäblich nur 2 Straßen weiter befand – ein Luxus zur Zeit der Buchmesse, in der sich die Preise für Hotelzimmer gerne mal verdreifachen und sämtliche Familien freiwillig in den Keller ziehen, um einmal im Jahr das Geschäft ihres Lebens zu machen. Danke an dieser Stelle noch einmal an Tatjana (die nicht im Keller wohnte) – es war richtig schön bei dir! (und auch für das Hape Kerkeling Buch, du bekommst es bald wieder;)
Abends ho…
…morgens hey.
Der Abend hörte hier natürlich nicht auf, denn wenn man schon mal in Frankfurt ist…
Mehr dazu im zweiten Teil!
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