München und die Fusgaenger-Bridge

Moin München!

Im Februar waren meine Kollegin und ich beruflich in München unterwegs (das wollte ich schon immer mal sagen:). Die E-Commerce Messe Internet World rief und wir kamen. Direkt aus der Nachbarstadt Kiel.

Für die Dienstreise hatte ich absichtlich kaum Kameras mitgenommen (2½ Stück nur *aufdieSchulterklopf*), weil ich schon ahnte, dass sich nicht so viele Gelegenheiten bieten würden und es die meiste (Frei-) Zeit über dunkel sein würde. Irgendwann brauchte ich dann aber doch ein wenig Lomo-Action und so gut beleuchtet, wie München war, zückte ich kurzerhand meine neue Lieblings-Alltags-Kamera und schoss in die Nacht. Der Lady Grey s/w Film war noch von letzter Woche eingelegt. Erwartet hatte ich viele helle Negative, weil ich mit Schwarzweißfotografie in der Nacht noch überhaupt keine Erfahrungen gemacht habe. Gott sei Dank war das nicht der Fall und auf den meisten Bildern kann man tatsächlich etwas erkennen 🙂

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Dieser Mann an seinem … Instrument war übrigens unglaublich; bei Melodie und Klang bekam ich richtige Gänsehaut. Straßenmusik fehlt mir.

Bisher war ich nur zweimal in München (eigentlich viermal, aber Bahnhöfe zählen nicht). Die beiden ersten Aufenthalte sind schon ganz schön lange her und es war ein bisschen so, als würde mir meine Erinnerung einen Streich spielen. Obwohl wir eine ähnliche Route abgelaufen sind, hatte ich München ganz anders im Kopf.
Nach einem Rundgang durch die Altstadt, die mir viel wärmer erschien als daheim, kehrten wir im Augustiner Restaurant ein, in dem es nur so von Amerikanern und Asiaten wimmelte. Es war uns schon vorher aufgefallen, dass wir seit unserer Ankunft noch kein richtiges Bayerisch gehört hatten und hier waren wir wohl ebenfalls in ein richtiges Touri-Nest gestochen. Nachdem wir höflich abgelehnt hatten, uns an einen fremden Tisch mit ranzusetzen, warteten wir geduldig auf ein freies Plätzchen. Ich weiß nicht, ob es wirklich etwas mit dem nachgesagten norddeutschen Gemüt zu tun hat, aber uns folgte der Wunsch nach Privatssphäre und Eigenbrötlerei mit ins Restaurant. Und wir hatten Glück – nach nur kurzer Wartezeit wurde ein Tisch für uns frei und ausgehungert wie wir waren, blätterten wir gleich im Menü, in dem leichte Kost ein Fremdwort zu sein schien. Wir kamen gerademal bis zu Tageskarte, bis ein italienisches Ehepaar an unseren kleinen Vierer-Tisch gesetzt wurde. Einfach so. Daran mussten wir uns erst noch gewöhnen. Schmecken lassen haben wir es uns natürlich trotzdem – und dieses Mal so richtig bayerisch.

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Den nächsten Tag verbrachten wir größtenteils auf dem Messegelände, um uns ordentlich über die neuesten Online Marketing Trends zu informieren. Höhepunkt war für die meisten Besucher der Vorträge allerdings etwas analoges: Anna Lena Schiller macht Graphic Recording. Das heißt, während sie sich die Vorträge anhört, filtert sie die wichtigsten Stichpunkte heraus und verabeitet diese in eine cartoonhafte und sehr charmante Infografik. In Echtzeit und mit nur 3 oder 4 Stiften, die sie sich mit einem Friseurgürtel um die Hüften geschwungen hatte. Eine witzige und originelle Idee, die Frau Schiller (oben rechts) genial umsetzt.

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Nach dem Ende der Messe und unserem Besuch im Englischen Garten – oben links im Bild ist der chinesische Turm zu sehen – wollten wir den Weg zum Restaurant nicht nur mit der Straßenbahn zurücklegen. Also stiegen wir am Maxmonument aus und liefen ein Stück Richtung Isar. Oder zumindest in die Richtung von der wir dachten, dass sie uns zum Fluss führt. Dabei müssen wir so verloren ausgesehen haben, dass uns ausgerechnet eine englischsprachige junge Frau fragte, ob sie uns helfen könnte. Ihr Deutsch war gut, aber ab und an schlich sich ein in dem Moment unübersetzbares Fachwort in ihre Tipps mit ein. Am Ende riet sie uns noch, in die und die direction zu gehen, weil wir dann auf eine wunderschöne Fusgaenger-Bridge zukommen würden. Damit meinte sie den Kabelsteg, den man ganz unten in dieser Bildreihe sieht, und dessen Reling sich wunderbar als Stativ-Ersatz eignete.

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Gespeist haben wir an dem Abend übrigens im Fraunhofer – ein uriges Wirtshaus und Theater in der Isar-Vorstadt, in dem es wieder deftigste Kost gab (wie um alles in der Welt „verarbeiten“ die Stammgäste die nur?) und in dem wir dieses Mal wirklich nur von Bayern und ihrem lustigen Dialekt umgeben waren. Auch hier waren wir wieder nicht alleine am Tisch (dieses Mal aber mit weniger Berührungsangst) – an einem Mittwoch Abend ist so ein Lokal natürlich brechend voll…

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Die Heimfahrt war am nächsten Tag für 12 Uhr geplant – gerade genügend Zeit, um noch einmal zum Stachus zu fahren und die restlichen Bilder – dieses Mal sogar bei Tageslicht – zu verknipsen. Aber es gab noch einen anderen Grund: Auf der Suche nach einem Bankautomaten stolperten wir an unserem ersten Abend in München in einer Seitengasse über einen kleinen Fotoladen – der wegen Umzug mit großzügigen Rabatten auf alle Filmkameras warb! Mir fielen fast die Augen heraus und ich hätte weinen können, weil der Laden natürlich schon geschlossen hatte und wir ihn wahrscheinlich nie wiederfinden würden…  bis wir entdeckten, dass unsere Straßenbahn direkt in der Nähe hielt und der Laden täglich um 10:30 Uhr öffnete. Das gab mir genau eine Stunde Zeit, mich durch die unzähligen Liebhaberstücke und Schätze zu wühlen – und mit einer kleinen Voigtländer Vito BL in den Zug gen Heimat zu steigen 🙂

Diese letzten Bilder entstanden noch mit meiner Praktica, die ich ursprünglich für München mitgenommen hatte. Die Voigtländer befindet sich gerade in ihrer ersten Test-Phase – ich bin gespannt!München (22)

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Servus München!

{Kamera: Praktica MTL 3,  Film: Lomography Lady Grey 400}